Am Montag scheint die Sonne, am Mittwoch auch wieder, nur am Dienstag regnet es dauerhaft. Exakt an diesem Tag haben wir die Chance, den neuen Audi TTS Roadster zu testen. Schade, wirklich hübsche Fotos werden das an diesem Tag sicherlich nicht.
Motorgestaltung.

Aber egal. Denn ums Fahren geht es bei diesem besonderen Automobil ja, und das kann man auch bei miesem Wetter. Quattro lautet nämlich das Schlagwort. Der neue TTS verteilt seine Antriebskraft via Haldex-Kupplung zwischen Vorder- und Hinterachse. Traktion garantiert, fast egal auf welchem Untergrund. Audi hat die Quattro-Elektronik des TTS neu programmiert. Dadurch soll die Momentverteilung in extrem kurzer Zeit geschehen und so kurzfristiger Schlupf an der Vorderachse der Vergangenheit angehören.
Das ist den Ingolstädtern gelungen. Vom Stand weg reißt es den TTS – der den verstärkten und mit größerem Turbolader versehenen Motor des Golf GTI Edition 30 hat – brachial nach vorne. Das Zusammenspiel von 272 PS, 350 Newtonmeter und Direktschaltgetriebe mit Launch-Control flutscht und meißelt eine Zeit von 5,4 Sekunden in die Beschleunigungsbestenliste. Nach insgesamt rund zwölf Sekunden huscht die Tachonadel am 160er-Bereich vorbei. Von dort geht es weiter, bis der Elektro-Begrenzer bei 250 km/h „Stopp“ sagt.
Dachgestaltung
Autobahnheizen ist im TTS Roadster allerdings kein wahres Vergnügen. Denn ab 180 km/h wird es selbst mit dem hochwertigen Softtop laut. Also gleich Dach runter, egal ob es noch ein Bisschen von oben tröpfelt. Der Vorgang gelingt bis 50 km/h in rund zehn Sekunden und offenbart pures Open-Air-Vergnügen. Zumindest, wenn man das elektrisch ausfahrbare Windschott unten lässt.
Klanggestaltung
In diesem Zustand versprüht auch das Zweiliter-TFSI-Aggregat mehr Sex-Appeal. Vor allem in Kombination mit der 2.150 Euro teuren S-Tronic. Das Direktschaltgetriebe passt hervorragend zum Gesamtcharakter des TTS. Sonor presst der Direkteinspritzer bei niedrigen Drehzahlen gelungenen Vierzylinder-Sound hinten raus. Geht das Gaspedal runter, geht der Sound vom dumpfen Blasen in hochfrequentes Sirren über; das erinnert eher an Kompressor- denn an Turbotechnologie. Schön ist es allemal. Das netteste an der Soundakustik ist aber das satte Rülpsen bei jedem Schaltvorgang unter Last. Der Golf GTI mit DSG macht das schon herrlich, aber der TTS topt diese Lautmalerei noch einmal deutlich.
Beim vollen Ausbeschleunigen merken empfindliche Gemüter nach jedem Schaltvorgang die minimale Verschnaufpause des Motors. Die Elektronik verändert für Bruchteile einer Sekunde den Zündwinkel, dadurch gestaltet sich der Einkuppelvorgang sanft und geschmeidig. Das S-Tronic-Getriebe ist mit dieser gewollten Abstimmung komfortabler und langlebiger, sportlicher jedoch nicht.
Tankgestaltung
Apropos S-Tronic. Wer sie wählt, spart theoretisch Kraftstoff. Acht Liter sollen es laut Audi mit automatisiertem Schaltgetriebe sein; 0,2 Liter weniger als der Handschalter benötigt. Wer unauffällig im Verkehr mitschwimmt, muss jedoch mit gut zehn Litern Superplus rechnen. Auf der Autobahn laufen gerne mal sechs Liter mehr durch die Hochdruckleitung. In Notsituationen schluckt der Direkteinspritzer auch Superbenzin, dann allerdings hängt er nicht mehr ganz so gierig am Gas und die S-Tronic wird deutlich vor dem Erreichen des roten Bereiches den nächsten Gang einlegen, ganz smooth.
Fahrgestaltung
Ebenfalls sehr smooth ist das Fahrwerk des TTS, jedenfalls gemessen an der Ausrichtung des Sportlers. Netterweise spendiert Audi diesem TT das variable Dämpfersystem Magnetic Ride in Serie. Auf Knopfdruck hat der Fahrer die Wahl zwischen Restkomfort und Rennstreckentauglichkeit. In Verbindung mit den optional erhältlichen 19-Zoll-Alufelgen ergeben sich beeindruckende Kurvengeschwindigkeiten, die es auf öffentlichen Straßen nicht auszureizen gilt.
ESP ist Serie, lässt sich aber komplett deaktivieren. Wer jetzt denkt, dass der TTS ähnlich wie sein großer Bruder, der R8, zur Driftmaschine avanciert, irrt. Superneutral durcheilt der Roadster jedweden Kurvenradius mit geringster Seitenneigung. Ist man zu schnell, schiebt er gutmütig über alle Viere; provozierte Lastwechsel und ein ordentlicher Riss am Volant verleiten ihn dennoch zum gewollten Sidestep. Hut ab, das Fahrwerk ist gelungen.
Großen Anteil an der Flinkheit und der einfachen Beherrschbarkeit des TTS hat auch die direkt ausgelegte Lenkung, die für manchen Geschmack einen Tick zu leichtgängig ist. Das eckige Volant liegt dagegen hervorragend in jeder Hand.
Sitzgestaltung
Hervorragend sitzen, nicht liegen, kann man in den 2.885 Euro teuren Recaro-Rennsportschalensitzen. Fest eingebettet und nah über dem Asphalt kauern sodann Fahrer und Beifahrer in Abrahams Schoß. Ganz so viel Sicherheit vermitteln diese Sitze jedoch nicht. Aufgrund der schlanken Bauweise vermisst man die sonst üblichen Seitenairbags. Laut Audi sind diese bei den Schalensitzen nicht möglich. Komischerweise gibt es beim Opel Corsa OPC ähnliche Recarositze, hier allerdings mit integrierten Airbags. Im TTS fährt man also mit der gleichen Anzahl an Luftsäcken, wie im Lada Kalina: zwei! Wer das umgehen möchte, belässt es bei den sehr guten Leder-Alcantara-Seriensitzen und spart Bares.
Innengestaltung
Ansonsten unterscheidet sich der Innenraum nur in Details von den schwächeren TTs. Hier und da prangt der TTS-Schriftzug. Im Bordcomputer, der nun mit weißer Schrift daher kommt, gibt es einen Rundenzeit-Zähler und der S-Tronic-Wählhebel erinnert an einen echten Schalthebel. Die Verarbeitung ist nahezu perfekt und die Materialien verströmen, besonders mit dem „erweiterten Lederpaket“ um 435 Euro, hochwertiges Sportambiente.
Außengestaltung
Mehr zu glotzen gibt es beim TTS an der Außenhaut: 18-Zoll-Alufelgen im Parallelspeichen-S-Design sind Serie. Sie umschließen die standfeste und fein dosierbare Faustsattelbremsanlage mit 340 Millimeter Bremsscheiben an der Vorderachse und die 310er-Pendants hinten. Sie entsprechen bis auf den Schriftzug denen des TT 3.2. Exklusiv ist das LED-Tagfahrlichtband, das unterhalb der Bi-Xenonscheinwerfer mittels zwölf Dioden Aufmerksamkeit auf sich zieht. Genauso eigenständig ist die markante Frontschürze mit „hängender Unterlippe“. Der Einrahmen-Kühlergrill besitzt hier vertikale statt horizontale Lamellen. Die Spiegelkappen sehen nach Alu aus, sind aber Kunststoff. Dezente Schwellerverbreiterungen sind weitere Zutaten der S-Strategie. Am Heck schlummern vier Endrohre und freuen sich, die Komposition der Soundingenieure ungeniert in die Umwelt zu blasen. Umrahmt werden sie von einem modifizierten Heckstoßfänger. Der ab 120 km/h ausfahrende Klappspoiler ist TT-Standard.
Preisgestaltung
Individualität hat einen Preis: 47.750 Euro, da fängt das TTS-Roadster-Vergnügen an. Mit Direktschaltgetriebe, dunklen 19-Zöllern, MP3-Radio, Bose-Soundsystem, USB-Adapter, Lendenwirbelstütze und Tempomat endet man bei 54.415 Euro. Viel Geld? Ja, aber … ein ähnlich ausstaffierter TT Roadster 3.2 mit 250 PS, schlechteren Fahrleistungen und höherem Verbrauch kostet – gespickt mit S-Line Exterieurpaket, 19-Zoll Alufelgen, Magentic Ride et cetera – exakt gleich viel. Faszinierender ist der TTS.
Fazit

Audi hat es mal wieder geschafft: Die Ingolstädter haben mit dem TTS Roadster respektive dem Coupé ein grandios geschärftes Sportautomobil auf die Räder gestellt. Einfach in der Handhabung, alltagstauglich – soweit die Fahrzeuggattung das zulässt – und allzeit bereit zum Sprung auf die Rennstrecke. Der bullige Turbomotor passt hervorragend ins Gesamtpaket. Die Ausstattung ist akzeptabel, der Preis logischerweise immens.

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